Edwin Kratschmer: Zwiegesicht. Stationen & Spiegelungen.
Eine Vita. edition mk, 2000, 474 Seiten
Das ist eine Lebensfahrt durch siebzig Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts. Es ist der Versuch einer Selbstbeichte und der Summierung eines Lebens: ‚So ist es vielleicht gewesen.’ Da zitiert sich einer vor einen Spiegel, zerrt sein Tag- und Nachtgesicht hervor, lauert sich einer selber auf, observiert sich. Doch gibts gottlob Irrspiegel, Wirrspiegel, Zerrspiegel, Zauberspiegel…
Im Zwielicht also ein Zwiegesicht. Eine Kreatur die sich erkundet, ihr Psychoporträt abcheckt. Aber wie weit reicht der Grad einer Selbstpreisgabe, Selbstenthüllung, Selbstrechtfertigung, Selbstbehauptung, eines Selbstbetrugs?
Auf dem Prüfstand ein Ich. Doch inszeniert da einer vielleicht nur einen Kuhhandel und erfährt die Gnade des Drum-herumschreibens? Denn sobald einer mitliest, gilt: Man macht sich transparent, verschriftet sich, exhibiert sich, verrät sich, liefert sich aus, trägt seine Haut zu Markte, stellt sich selbst an den Pranger und hängt Herz und Hirn ins Faden-kreuz…